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Kopfbälle sind Teil des Fußballs, aber ist es auch unbedenklich, schon Kinder Kopfbälle üben zu lassen? Wissenschaftliche Studien für den Erwachsenen-Bereich liefern hier Hinweise, allerdings lässt sich die Frage nach der Gefährlichkeit nicht mit einem klaren „Ja“ oder einem ebenso klaren „Nein“ beantworten. Die Wahrheit liegt wie so oft zwischen beiden Antworten. So belegt eine Studie des  Albert Einstein College of Medicine in New York, dass ab etwa 1800 Kopfbällen pro Jahr Auswirkungen auf die Gedächtnisleistungen nachweisbar waren. Die untersuchte Stichprobe war allerdings mit nur 38 Probanden sehr klein. Auch ist es nicht zielführend, Zahlen in den Raum zu stellen, denn man muss die Art der Kopfbälle unterscheiden, darauf wird der Artikel im späteren Verlauf noch eingehen.

Wie aber sieht es nun im konkreten Fall für Kinder aus? Der Sportmediziner Dr. Hans-Jürgen Tritschoks verweist darauf, dass keine einzige Langzeistudie vorliege, die eine Gefahr durch das Kopfballspiel für Kinder belegen würde. Was ganz einfach darin liegt, dass es eine solche Studie nach Informationen des Autors nicht gibt. Keine Studie, keine Gefahr. So einfach ist es nicht.

Um die Risiken eines Kopfballs einschätzen zu können, muss man verstehen, was beim Kopfball passiert.

  • Tatsächlich ist es so, dass das kindliche und jugendliche Gehirn sehr viel empfindlicher ist als das ausgewachsene. Das Gehirn schwimmt in einer Gehirnflüssigkeit, die es unter anderem vor Erschütterungen schützen soll. Sind diese Erschütterungen aber zu stark, reicht dieser Schutz nicht mehr aus und das Gehirn prallt gegen die Schädelwand. Diese Irritationen können dann Schwindelgefühle und Kopfschmerzen auslösen. Halten diese länger an, spricht man von einer Gehirnerschütterung, eine Pause ist dann unerlässlich. Das Ausheilen einer Gehirnerschütterung dauert übrigens rund eine Woche.

  • Ein Ball wiegt von der C-Jugend an bis in den Erwachsenenbereich etwa 440 Gramm. Wenn dieser dann mit rund 80 oder gar 100 km/h auf den Kopf trifft, wirken Kräfte die ungefähr dem 10-fachen der Erdbeschleunigung entsprechen. Im Kinderbereich ist aber einerseits der Ball leichter, andererseits auch die Geschwindigkeiten, mit der ein Ball den Kopf trifft. Ganz entscheidend ist hier natürlich auch, wie hart ein Ball aufgepumpt ist, desto weicher, desto geringer die Kräfte. Und sehr wichtig ist auch, ob der Ball einen Spieler unvorbereitet trifft, oder der Spieler sich auf den Kopfball vorbereiten konnte.

  • Ausschlaggebend ist es, die Erschütterungen des Gehirns möglichst gering zu halten. Der Kopf muss daher beim Kopfball über die Hals- und Nackenmuskeln stabilisiert werden. Die einwirkenden Kräfte verteilen sich dann auf eben jene Muskelpartien. An der Stelle aber haben Kinder einen entscheidenden Nachteil gegenüber Erwachsenen. Ihre Muskeln sind noch weniger ausgebildet, können Erschütterungen des Kopfes also deutlich weniger abfangen. Das führt dann leider auch zu einer größeren Belastung der Halswirbelsäule.

  • Das Ausmaß der einwirkenden Kräfte wird zudem ganz entscheidend bestimmt durch den Winkel, in dem der Kopfball abgelenkt wird. Ein Ball, der in die gleiche Richtung zurückgeköpft wird, aus der er gekommen ist, verursacht die größten Kräfte auf Kopf und Halswirbelsäule. Günstiger sind Kopfbälle, die beispielsweise ins Tor abgelenkt werden.

Kann man also mit Kindern bedenkenlos Kopfbälle üben?

Ein klares „Jein“. Es gibt eben einige Dinge, auf die man achten sollte.

  • Wichtig ist Kindern die richtige Technik zu vermitteln. Dazu gehört, den Ball mit der Stirn zu treffen. Dazu gehört auch, den Ball nicht mit einer Nick-Bewegung des Kopfes zu köpfen, sondern beim Kopfball mit dem gesamten Oberkörper den Ball entgegen zu gehen. Und natürlich dabei die Nackenmuskeln dabei anzuspannen.
    • Wenn Kinder älter werden, empfiehlt sich ins allgemeine Athletiktraining auch Übungen zur Kräftigung der Nacken- und Schultermuskulatur einzubinden.
    • Bei jungen Kindern sollte das Kopfballtraining nicht zu lange dauern. Immer wieder mal etwa 10 Kopfbälle, richtig ausgeführt, reichen vollkommen aus. Wählt man einen weicheren Ball, können es natürlich auch mal mehr sein.
    • Die Bälle sollten leicht und weich sein, bei jungen Kindern sind auch Schaumstoffbälle geeignet, denn zunächst einmal soll vor allem (schmerzfrei) der richtige Bewegungsablauf gelernt werden.
    • Die Augen sollten solange wie möglich offen bleiben und den Ball fixieren, im letzten Moment gehen sie dann reflexartig zu. Hier unterscheiden sich Profis und Amateure übrigens voneinander. Der Profi macht die Augen erst eine Millisekunde vorher zu, der Amateur eine Zehntelsekunde.