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Das Beste aus sich herausholen, ob im Alltag, im Beruf oder im Leistungssport. Die Zauberworte heißen „Mentale Trainingsformen“. Hans-Dieter Hermann, Psychologe der deutschen Nationalmannschaft, verrät, wie das geht.

Hans-Dieter Hermann, Diplompsychologe, arbeitet seit über 20 Jahren im In- und Ausland mit Leistungssportlern zusammen. Mit seinem Training für den Kopf“ sorgt er dafür, dass die Sportler auf den Punkt mental fit sind. Seit 2004 ist er im Betreuerstab der Fußball-Nationalmannschaft als „Optimierer im Hintergrund“ aktiv. „Ich biete Training im Kopf und für den Kopf an“, sagt er.

ALLES EINE ,,KOPFSACHE“

„Erfolg haben vor allem jene Sportler, die mit ihrem Sport und der Leistung, die sie anstreben, auf dem für sie richtigen Weg sind“, sagt Hans-Dieter Hermann. „Sie holen aus ihren Möglichkeiten das Maximale heraus und steigern sich durch konsequentes Trainieren mit ausdauernder Motivation und Geduld immer weiter.“ Was viele oft vergessen: Auch der Kopf trainiert, kämpft und spielt mit. Und damit uns das Gehirn in den unterschiedlichsten Situationen nicht ständig in die Falle lockt, bedarf es einer umfassenden Strategie.

FRÜHERE ERFAHRUNGEN PRÄGEN

Alle unsere Handlungen, ob negativ oder positiv, ob motivierend oder überfordernd, sind durch frühere Erfahrungen geprägt. In wichtigen Situationen durchlaufen Menschen bewusst oder unbewusst folgende Prozesse: Wahrnehmen – Reflektieren – Entscheiden – Handeln. Dabei folgt man Mustern, die man durch Erziehung und Erfahrung gelernt hat und die durch die eigene Persönlichkeit geprägt sind. Das heißt,dass jeder Mensch Situationen und Dinge anders sieht, sie anders bewertet und interpretiert. Für den einen Sportler ist der Wettkampf eine tolle Herausforderung, der andere sorgt sich schon im Vorfeld um eine mögliche Niederlage.

Wer kennt ihn nicht – den berühmten Vorführeffekt? Ob im Beruf oder im Sport, wir haben zigmal geübt und es hat immer geklappt. Sieht man sich dann mit Zuschauern konfrontiert, wird man nervös, ist angespannt und bringt nicht die erwartete Leistung. Mentale Strategien helfen, in diesen Fällen das Gehirn positiv zu beeinflussen, zu kontrollieren oder abzulenken. Seit langem wissenschaftlich belegt ist, dass Gedankenkontrollen und Selbstgespräche im Vorfeld helfen. Gut zu beobachten an den heftigen Mundbewegungen mancher Spitzensportler kurz vor dem Start. Dieses „innere Sprechen“ stellt eine Art Probehandeln dar, das uns auf die nächsten Schritte aufmerksam macht. „Positive Selbstgespräche helfen einem, psychische Beanspruchungssituationen erfolgreich zu bewältigen und mentale Stärke zu erlangen“, erläutert Hans-Dieter Hermann.

Auch die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu lenken, ist trainierbar. Bestimmt erinnern Sie sich an Athleten wie zum Beispiel Skirennfahrer, die vor dem Rennen ihre Strecke mental in ihrer Vorstellung abfahren und für jedes Teilstück die optimale Bewegung einüben. Sie erlernen dabei, Gedanken und Handlungen immer perfekter aufeinander abzustimmen. Das so erarbeitete Drehbuch steuert den Kopf. Unter Stress oder in Notfallsituationen kann man dann gelassener darauf zurückgreifen.

Wie mentales Training auch schon mit Kindern und Jugendlichen funktionieren kann, dafür folgen in Kürze einige Anregungen und Übungen auf dieser Webseite.

SPORTPSYCHOLOGIE – ZU UNRECHT BELÄCHELT

Unzählige Stunden verbringen gute Sportler damit, im Training und darüber hinaus an sich selbst zu arbeiten. Muskeln werden gezielt trainiert und sportspezfische Bewegungen immer und immer wieder geübt. Und doch sind wir auch heute immer noch einem Punkt, an dem der Kopf zu kurz kommt. Obwohl er ganz klar die Kommandozentrale ist, verwenden nur sehr wenige Sportler Zeit darauf, sie zu verbessern.

Zusammenfassung:

Sportpsychologen machen keinen Sportler besser. Aber sie helfen Sportlern, all das abzurufen, was sie eigentlich können. Und zwar auch dann noch, wenn der Druck am größten ist, wenn es wirklich drauf ankommt. Denn das kann man lernen.

Mentale Stärke ist trainierbar.

Treffen zwei ähnlich gute Sportler aufeinander, sind es nicht nur technische Fertigkeiten und körperliche Fähigkeiten, die über Sieg und Niederlage entscheiden. Die mentale Stärke eines Sportles ist ganz ausschlagebend dafür, welche Dinge in den entscheidenden Momenten überhaupt gelingen. Und diese mentale Stärke ist keineswegs einfach angeboren, sondern trainierbar. Sportpsychologen helfen dabei.
Geht man heute – und das habe ich selbst ausprobiert – mit diesem Thema auf junge Sporter zu, wird man belächelt. Atementspannung, autogenes Training oder gar dem Yoga entliehene Übungen. Alles zuviel, in einem Umfeld, in dem Sportpsycholgoen mit einer Couch in Verbindung gebracht werden, auf der Sportler sich ausheulen. Der Grund dafür ist vielfach einfach nur Unwissenheit. Das Wirkungsfeld eines Sportpsychologen sieht derweil ganz anders aus.

Es geht darum, erfolgreich zu sein.

Letztlich verbindet das „normale“ Training und die Sportpsycholgie eine wichtige Sache. Es geht darum, die eigene Leistung zu steigern. Ganz nüchtern. Besser zu werden, um erfolgreich zu sein. Was genau kann die Sportpsycholgie dabei tun?

Zwei ganz wesentliche Elemente. Sportler müssen lernen, mit Druck umzugehen. Gut zu sein, wenn es darauf ankommt. Dazu müssen sie sich selbst regulieren können. Nervös zu sein, ist normal, dies so zu steuern, dass die Konzentration trotzdem auf dem optimalen Niveau bleibt, ist erlernbar. Dafür gibt es verschiedene Methoden, die man üben muss, die Sportpsychologie erklärt, wie es geht. Der zweite Punkt ist die Regeneration nach dem Wettkampf. Auch hierfür liefert die Sportpsychologie Methoden, um genau diese Regeneration zu beschleunigen. Was einfach bedeutet, dass man schneller wieder voll leistungsfähig ist. Genau darum geht es: die eigene Leistungsfähigkeit noch weiter verbessern.

Es wird sicher immer Spieler und Sportler geben, die über Sportpsychologie lächeln werden. Und was dem einen hilft, muss dem anderen nicht auch helfen. Jedoch sollte man nicht zu sehr lächeln, ehe man nicht eigene Erfahrungen gemacht hat.

Im Spitzensport fester Bestandteil.

Die deutsche Olympiamannschaft ist mit 8 Sportpsychologen zu den Spielen in London gefahren, die US-Amerikaner haben noch einige mehr mitgebracht. Roger Federer hat mit 17 Jahren erstmals einen Sportpsycholgoen konsultiert und auch Dirk Nowitzki hat bei den Dallas Mavericks Erfahrungen mit einem Sportpsychologen gesammelt. Sie alle wollen letztlich nur eines: maximalen Erfolg. Die Sportpsychologie ist ein Teil davon.
Einige Übungen aus dem Sport werden auf dieser (noch) Seite vorgestellt.